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Vorwort zum Pfarrbrief – Als junger Mensch habe ich mir die Frage gestellt: „Kann ich als Frau in der katholischen Kirche bleiben und mitarbeiten, obwohl Frauen dort systematisch die Gleichstellung - bei der es sich ja unzweifelhaft um ein Menschenrecht handelt - verweigert wird?"

Es gab und gibt nur einen einzigen Grund für mich, diese Frage mit „Ja" zu beantworten: Jesus Christus. Auf Jesu Frage: „Wollt auch ihr gehen", antwortet Petrus: „Nur du hast Worte ewigen Lebens." In ähnlicher Weise musste ich für mich festhalten, dass die Kirche eben nicht ein beliebiger Zusammenschluss von Menschen ist, sondern dass sie „in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit" ist (wie es das 2. Vatikanische Konzil sagt). Diese Kirche Jesu Christi ist natürlich größer als die römisch-katholische Kirche, aber dort wird sie für mich greifbar, da gehöre ich hin.

Daher entschloss ich mich, die Diskriminierung von Frauen zu ertragen, meinen Platz in der Kirche zu suchen, auf das Gute zu schauen und mich nicht weiter aufzuregen, da sich absehbar ohnehin nichts ändert.

Das ist heute anders: Ich bin nicht mehr bereit das mehr oder weniger schweigend hinzunehmen. Nachdem feststeht, dass das durchgängige Versagen der Kirchenleitungen in allen Bistümern in Bezug auf sexuelle Gewalt durch Priester wesentlich durch intransparente, männerbündische Strukturen verursacht wurde und dadurch das Leiden der Opfer nicht beendet, sondern in unglaublichem Maße verstärkt wurde, hat sich meine Einstellung zur „Frauenfrage" in der Kirche verändert.

Nein, Frauen sind nicht der bessere Teil der Menschheit. Aber bestimmte negative Dynamiken werden durch das momentan System befördert und würden sich ändern, wenn Frauen den Männern beim Zugang zu Ämtern in der Kirche gleichgestellt wären. Hätte ich vor 20 Jahren geduldig die Überlegungen zu einem besonderen Diakonat für Frauen (der natürlich in den Vorüberlegungen von Kommissionen keinesfalls dem männlichen Weiheamt entsprechen soll) und die angedachte stärkere Berücksichtigung von Frauen in Führungspositionen zwar nicht als Weisheit letzter Schluss, aber doch als hoffnungsvolles Zeichen für den richtigen Weg gesehen, so tu ich das heute nicht mehr.

Gottes Geist weht, wo er will - in und außerhalb der Kirche. Die Entdeckung, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen eine befreiende Wirkung auf Menschen hat und dem christlichen Menschenbild entspricht, musste der Kirche quasi von außen gesagt werden. Kirchlicherseits scheint es in unseren Breiten inzwischen durchaus Konsens zu sein, dass dies in der Welt zu gelten hat. Aber auch innerkirchlich gerät die Beibehaltung des Kriteriums „Geschlecht" bei der Auswahl für kirchliche Dienste und Ämter mehr und mehr in Verruf. Zum Beispiel fordert u.a. die Internationale Vereinigung der Ordensoberinnen, die 900.000 Ordensfrauen vertreten, dass Frauen zu allen Diensten und Ämtern zugelassen werden.

Gleichzeitig meinen einige Kirchenvertreter, dass die Tatsache, dass die Kirche bis heute keine Frauen zum priesterlichen Dienst weiht, zum unveräußerlichen Glaubensschatz der Kirche gehöre und lehramtlich endgültig festgelegt sei. Das trifft nicht wenige Frauen massiv, wie ich aus persönlichen Gesprächen weiß. Denn es ist ein großer Unterschied, ob etwas „noch nicht ist" oder „niemals sein kann". Diesen Frauen möchte ich Mut machen: Es gibt gewichtige theologische Argumente, dass es sich bei der jetzigen, offensichtlich in unseren Zeiten unseligen Praxis um von Menschen gemachtes Recht handelt und nicht um göttliches. Dass es also veränderbar ist.

Im Neuen Testament lesen wir, dass Jesus den Jüngerinnen und Jüngern den Heiligen Geist als Beistand, als Kraft verspricht. Ich glaube tatsächlich daran, dass diese Zusage bis heute gilt. Dass der Heilige Geist nicht nur im Herzen eines jeden Gläubigen und in der Welt wirkt, sondern auch in der Kirche.

Wir glauben an einen lebendigen Gott. An einen Gott, der sich in menschlichen Geschichten und Brüchen finden lässt. Der die verworrensten Wege mitgeht. An Gott, der selbst Mensch geworden ist, damit er die krummen Wege gerade macht. Ehre sei Gott in der Höhe!

Pastoralreferentin Stefanie Krömker

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