Lesungstexte:

1. Lesung: Genesis 1,1 - 2,2 - Gott erschafft die Welt

2. Lesung: Genesis 22,1-18 - Gott stellt Abraham auf die Probe

3. Lesung: Exodus 14,15 - 15,1 - Israels Auszug aus Ägypten

4. Lesung: Jesaja 54,5-14 - Gottes Erbarmen mit Israel

5. Lesung: Jesaja 55,1-11 - Gottes Wort hat Wirkung

6. Lesung: - Baruch 3,9-15.32 - 4,4 - Nach Gottes Gebot handeln

7. Lesung: - Ezechiel 36,16-17a.18-28 - Gott schenkt Herz und Geist.

8. Lesung: - Römerbrief 6,3-11 - Als Getaufte für Gott leben

Evangelium: - Mt 28,1-10 - Die Frauen am leeren Grab

Ostern - Fest der Auferstehung und Chance zum Neuanfang mit gestärktem Gottvertrauen?

Liebe Mitchristen,

die Corona-Einschränkungen verlangen uns viel ab und und so manchem wird deutlich, wie wertvoll so manches vermeintlich Selbstverständliche wirklich ist und andererseits auch wie verzichtbar gleichzeitig so manches vermeintlich Selbstverständliche ist. Und jetzt kommt Ostern!

Für uns Christen das wichtigste Fest im Jahreskreis.

Die Auferstehung des gekreuzigten Christus schenkt uns dabei die Hoffnung, dass auch uns die Überwindung des irdischen Todes verheißen ist. Doch während uns üblicherweise die Heilige Woche mit ihren Gottesdiensten von Palmsonntag über Gründonnestag und Karfreitag hinführt zu einer Osterfreude, die uns in den Gottesdiensten der Osternacht und der folgenden Ostertage singen und jubeln lässt - so wird wahrscheinlich in diesen Tagen leider bei den meisten so gar keine richtige Osterfreude aufkommen.

Zu negativ sind die Meldungen von Neuinfizierten und von Todesfällen durch das Corona-Virus.

Ein seltsames Osterfest auch dadurch, dass wir nicht wie gewohnt in Gemeinschaft mit anderen feiern können. Dass wir uns nicht gegenseitig in gewohnter Weise mit unserer Osterfreude und dem Gruß "Frohe Ostern" anstecken können, sondern dass wir Angst haben, uns in Gemeinschaft mit anderen mit dem Corona-Virus anzustecken.

Doch schauen wir uns die Bibeltexte der Osternacht einmal etwas genauer an, da steckt - wie ich meine - sehr viel drin, was positiv stimmt in der aktuellen Situation auf unserer Erdkugel.

  • In der ersten Lesung aus dem Buch Genesis wird zunächst voller Lob berichtet, wie gut der Herr diese Welt geschaffen hat.
  • In der zweiten Lesung - ebenfalls aus dem Buch Genesis - macht Gott deutlich, wie sehr er uns Menschen zugewandt ist und dass wir uns auf diesen Gott verlassen können. Die Kernaussage: "Gott sah das Vertrauen des Abraham und wendete alles zum Guten."

Dieses hier beschriebene Gottvertrauen des Abraham wird in den folgenden Lesungen noch verstärkt.

  • Im Buch Exodus beschreibt die dritte Lesung eine für die Israeliten grundlegend bedeutsame Geschichte: Gott befreit sie aus der Knechtschaft der Ägypter. Dieser Befreiung geht voraus das Gottvertrauen der Israeliten. Sie ziehen in eine völlig ungewisse Zukunft im Vertrauen auf Gottes Wort und werden letztlich nicht enttäuscht.
  • Auch im vierten und fünften Lesungstext - jeweils dem Buch Jesaja entnommen - wird herausgestellt, wie uns Menschen ein starkes Gottvertrauen durch Krisen tragen kann, und zwar gerade mit Blick auf das Osterereignis. Ein Gottvertrauen, dass uns deutlich macht: Für uns Christen gibt es keine Furcht, denn Jesus eröffnet uns durch seinen Tod und seine Auferstehung ein Leben in Gottes Herrlichkeit. Gottes Wort und Zusage ist und bleibt gültig!
  • Einen neuen Aspekt des Gottvertrauens fügt die sechste Lesung aus dem Buch Baruch und auch die siebte Lesung aus dem Buch Ezechiel hinzu. Aus dem Vertrauen auf Gottes Zusagen sollen wir uns dem Leben stellen, sollen es in die Hand nehmen und mit Bedacht und Weisheit gestalten. Ist es nicht genau das, was uns die Infektionsgefahr durch das Corona-Virus in diesen Tagen abverlangt: achtsam sein, bewusst sich selbst und andere schützen und dabei trotzdem alles tun, was für das Leben aller wichtig ist. Wo wir uns vielleicht bisher selbstzufrieden zurückgelehnt haben, kann dieses Osterfest ein Neuanfang sein, um mit Herz und Geist zum einen uns selbst, zum anderen jedoch viel mehr noch unseren Nächsten und vor allem Gott wieder bewusster in den Blick zu nehmen.
  • Waren es bis hierher alttestamentliche Lesungen, in denen Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu in prophetischer Zukunft lag, so bringt Paulus in seinem nun folgenden Text aus dem Brief an die Römer das Ostergeheimnis für uns Christen auf den Punkt: "So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die ... für Gott leben in Christus Jesus!"
  • Ja, auch wir sollen leben, wie es uns Jesus vorgelebt hat, indem wir Gott lieben, unsere Nächsten lieben und uns selbst - und in dem wir danach handeln, gerade jetzt!

 

Liebe Mitchristen,

wenn wir all dieses in den Lesungen dargestellte Gottvertrauen neu in uns aufnehmen und uns damit stärken, dann können wir - wie es Matthäus in seinem Evangeliumstext beschreibt - die Frauen förmlich zum Grab Jesu begleiten und voller Osterfreude feststellen:

Ich fürchte mich nicht!

- Jesus ist auferstanden! - Wir alle leben in Gott durch diesen auferstandenen Jesus!

Das gesamte Pastoralteam wünscht allen ein frohes Osterfest!

 

Liebe Mitchristen,

ja, die Corona-Einschränkungen verlangen uns viel ab und nehmen uns allen viele angenehme und gewohnte Gepflogenheiten im Tagesablauf, so auch die Gottesdienstbesuche an Ostern.

Gleichzeitig geben sie uns aber vielfach auch wieder Zeit für Dinge, für die wir bisher meinten, keine Zeit zu haben.

Ich habe eingangs die insgesamt 9 biblischen Texte mit ihren Fundstellen in der Bibel benannt und kurz mit ihren besonderen Aussagen beleuchtet. Üblicherweise werden uns diese Texte - oder zumindest einige davon - in der Osternacht vorgelesen und in Predigten - bestenfalls mit Bezug zum heutigen Leben - ausgelegt. Dies ist in diesem Jahr nicht möglich.

Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele von Ihnen die oben genannten Bibelstellen nachschlagen, lesen und sich überlegen, welche Gedanken Ihnen bei der Lektüre kommen - gerade auch im Blick auf die aktuellen Geschehnisse:

Können Sie  meine Ausführungen nachvollziehen oder finden Sie diese zu optimistisch, zu "gottvertrauend"?

Welche Gedanken haben Sie?

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie die Bibeltexte lesen?

Stärkt Sie Ihr Glaube in den Zeiten der Krise?

Bringen Ihnen die Bibelstellen die Osterbotschaft näher oder zeigt sich Ihnen diese auf anderen Wegen?

Wenn Sie mir Ihre Gedanken schreiben möchten, nur zu! Vielleicht ergibt sich dabei ja eine ganz andere, eine ganz neue Art, sich über den Glauben auszutauschen - es würde mich freuen!

Ihr Diakon Reinhold Glaser Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!