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Im Evangelium (Joh 10,1-10) lesen wir heute am Anfang

In jener Zeit sprach Jesus:
Amen, amen, ich sage euch:
Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht,
sondern anderswo einsteigt,
der ist ein Dieb und ein Räuber.
Wer aber durch die Tür hineingeht,
ist der Hirt der Schafe.
Ihm öffnet der Türhüter
und die Schafe hören auf seine Stimme;
er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen
und führt sie hinaus.
Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat,
geht er ihnen voraus
und die Schafe folgen ihm;
denn sie kennen seine Stimme.

Auffällig ist die scharfe Gegenüberstellung von Dieb/Räuber und Hirt. Die Schafen könnten auf die falsche Stimme hören, aber sie tun es nicht. Sie haben ja auch noch einen Türhüter, der dafür sorgt, dass nur der Hirte durch die Tür zu den Schafen kommt. Sicherlich spiegelt diese Bibelstelle auch Konflikte innerhalb der jüdischen Religion bzw. zur Zeit des Evangelisten um die rechte Leitung der Gemeinde.

Für uns interessanter finde ich die Frage des Hörens: Die Schafe hören auf die Stimme des Hirts, folgen ihm und dann wählen damit den heilsamen Weg.

Eine Bildrede Jesu, mit der er seinen Jünger*innen – uns – verspricht, dass wir seine Stimme hören können und dass er uns führt. Da enden aber die Vergleichspunkte. Wir sind keine Schafe und können nicht so leicht wie Schafe die Stimme des Hirten von Einflüsterungen unterscheiden, die zu nichts Gutem führen. Wir müssen wohl auch heutzutage unser eigener Türhüter sein.

Dazu ein paar Gedanken:

  • Wenn wir uns fragen, welche Stimme die Stimme Jesu sein könnte, hilft es, erst einmal still werden. Erst einmal wahrnehmen, welche Stimmen da sind. Das braucht Zeit, das braucht Stille, das braucht auch Mut zur Ehrlichkeit. Denn es könnte sein, dass auch Stimmen in uns ziemlich laut sind, die wir eigentlich ablehnen. Wenn wir uns ihrer nicht bewusst werden, vergrößert sich die Gefahr, dass wir genau ihnen folgen.
  • Neben der Wahrnehmung, welche Stimmen in unserem Inneren reden, haben wir auch die Wahl, welchen äußeren Stimmen wir aktiv zuhören. Nicht ohne Grund warnt Papst Franziskus immer wieder vor niederträchtigem Tratsch. Ihm begegnen wir im nahen Umfeld wie auch im medialen.

Die Sichtweisen anderer Menschen können uns für die Stimme Jesu in unserem Leben öffnen. Zugleich gibt es aber auch menschliche Stimmen, die uns klein machen und in ihre Vorstellungen zwingen wollen.

  • Wir haben die Möglichkeit, in der Bibel das Wort Gottes für uns zu finden. (Dass Sie das auch so sehen, ist offensichtlich: sonst würden Sie wohl nicht das Sonntagsevangelium lesen.)
  • Kriterium der Unterscheidung kann die Frage sein, welche Stimme mich zu mehr Glaube, Hoffnung und Liebe führt, wenn ich ihr folge. Wenn ich glaube, dass Jesus uns zum Leben führt, dann kann eine Stimme, die zu Kleinmut und Engherzigkeit rät, kaum die seine sein.
  • Ein wunderbarer Buchtitel ist „Der Mensch wird den Weg geführt, den er wählt“ von Johannes Bours. Dieser Satz bringt auf den Punkt, was die frohe Botschaft des Evangeliums ist. Es geht nicht um ängstliche Suche nach der Stimme Jesu, sondern um das Vertrauen, das wir ihm folgen können, weil er es will. Er kennt Begrenztheit unseres Erkennens und unser Scheitern im Tun. Das Vertrauen auf Jesus ist das Entscheidende: Er verspricht, dass er der Hirt ist, der die Schafe einzeln beim Namen ruft und hinausführt. Wie es im Psalm 18, 20 heißt: Der HERR führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.
  • Wenn es im Evangelium um „voraus gehen“ und „nachfolgen“ geht, dann umfasst dies das ganze Geheimnis unserer Erlösung, das wir an Ostern und jeden Sonntag feiern.

So wünsche ich uns, dass wir jeden Tag im Vertrauen auf Jesus Christus wachsen.

Ihnen einen gesegneten Sonntag!

Stefanie Krömker, Pastoralreferentin

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