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Gedanken zur Zweiten Lesung aus dem dritten Kapitel des ersten Petrusbriefs am 6. Sonntag der Osterzeit 2020:

Schwestern und Brüder!

„Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn!
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen,
der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt;“


Was heißt das, was wir da in der Lesung aus dem 1 Petrusbrief gehört haben?

Christus, den Herrn im Herzen heiligen?

Viel und ausdauernd beten?

Oder heißt es nicht viel mehr immer wieder zu schauen, was ich von dem was ich von Jesus gehört und gelesen habe mir zu Herzen nehmen und mein Herz mit der Liebe Jesu füllen soll?

Für ihn, für mich, für meinen Nächsten und sogar für meine Feinde?

Und heißt es nicht auch das Wohl der Gemeinschaft und das gute Leben für alle in den Blick und ins Herz zu nehmen?

Ungerechtigkeit anzuprangern und sich für bessere Lebensverhältnisse einzusetzen. Gerade in schwierigen Zeiten. Gerade jetzt.

Genau das ist die Hoffnung, die mich erfüllt und von der ich jedem Rede und Antwort stehen will.

Jesus kam als Gottes Sohn in diese Welt mit allen ihren Brüchen und Verletzungen. Ihren Ungerechtigkeiten und Zerstörungen.

Er hat Kranke geheilt.

Blinde sehend gemacht.

Lahmen schenkt er die Bewegung zurück.

Die Ausgegrenzten holt er zurück in die Gemeinschaft.

Er begegnet allen in seiner grenzenlosen Liebe.

Er schenkt allen Menschen seine Anerkennung. Seine Nähe.

In unserer Zeit, in der die Ungleichheit und Ungerechtigkeit immer weiter wächst. Menschenrechte mit Füßen getreten werden müssen wir uns aus unserem Glauben und unserer Hoffnung heraus für unsere Mitmenschen und unsere Umwelt einsetzen.

Hier bei uns im Kahlgrund.

Hier wo Familien das Geld für ein gemeinsames Frühstück oder gemeinsame Aktivitäten oder sogar das nötigste zum Leben fehlt.

Aber auch in der Welt.

In den Flüchtlingslagern, nicht nur auf den griechischen Inseln, wo Menschen wie Mastvieh zusammengepfercht werden. Ohne Hygieneplan, ohne ausreichend Toiletten, ohne Wasser zum Waschen, unter Angriffen der Menschen, die mit den Geflüchteten, die aus ihrer Armut fliehen allein gelassen werden.

Die unsere, von christlichen Werten geleitete Gesellschaft allein lässt. Leiden lässt. Sterben lässt.

In den Fabriken in vielen Ländern, wo Kinder arbeiten müssen und kaputt gehen.

Weil bei uns die Kleidungsstücke, der Schmuck, die Handys möglichst billig sein sollen.

In Familien, wo Kinder, Schwestern, Brüder wegen ihrer sexuellen Orientierung, politischen oder gesellschaftlichen Ansichten ausgeschlossen werden.

In den Senioren- und Pflegeheimen, wo die Würde der Bewohner und des Personals oft hinter finanzielle Interessen zurücktreten müssen.

Wo es nicht nur reicht kurz an den Fenstern zu applaudieren, wo wir uns für eine gesellschaftliche Anerkennung und gerechte Bezahlung und menschliche Lebensqualität einsetzen müssen.

In der Landwirtschaft, wo die harte Arbeit von Verbrauchern und Konzernen nicht mit einer angemessenen und ausreichenden Bezahlung, die zu einem guten Leben reicht gewürdigt wird.

Wie kann es sein, dass Menschen in Schlachthöfen in Deutschland unter solch miserablen Bedingungen hausen müssen, dass diese Orte zu Hotspots der Ausbreitung des Coronavirus werden, weil die Betriebe um Kosten zu minimieren die Menschen in Gemeinschaftsunterkünften mit ungenügenden Hygienezuständen wohnen lassen?

Wie kann es sein, dass beim Discounter der Verkaufspreis für Fleisch aus genau diesen Schlachthöfen und Gemüse unter dem Herstellungspreis liegt und wir mit unserem Einkaufsverhalten dieses System der Ausbeutung unterstützen und am Leben halten?

Wie können wir als Christen da zusehen und nicht aus tiefstem Herzen schreien?

Wie kann die befreiende Botschaft Jesu Christi so untergehen?

In der Lesung heißt es weiter:

antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig,

denn ihr habt ein reines Gewissen,

damit jene,

die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus

in schlechten Ruf bringen,

wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden.

Denn es ist besser, für gute Taten zu leiden,

wenn es Gottes Wille ist,

als für böse.

Wie kann ich in meinem Leben diesen Willen Gottes tun?

Wie kann ich durch mein Handeln hier im Alltag Leid verhindern?

Wir sehen gerade jetzt in der Coronazeit in unseren Orten einen Zusammenhalt, der neu wächst und gedeiht.

Gute Taten in der Nachbarschaft.

Gemeinschaft mit Abstand zum Schutz der gefährdeten Menschen, die mit uns leben.

Lasst uns diesen Zusammenhalt dieses christlichen Grundhandeln ausweiten und zum lebendigen Zeugnis werden, dass man uns Christen an unserem Handeln erkennt und misst.

Für uns hier im Kahlgrund.

Für unsere christlich geprägte Gesellschaft in Bayern, Deutschland und Europa.

Gerade jetzt, war in den letzten Tagen in den Medien zu lesen, wird mehr regional und vor Ort eingekauft. Wenn wir unseren Erzeugern von Lebensmitteln vor Ort die Preise zahlen, die sie verdienen, damit sie selbst und ihre Tiere gesund und angemessen leben und ihre Felder, die Böden gut bewirtschaftet werden können, dann tun wir etwas, um diese Welt besser zu machen. Lebenswerter zu machen.

Aber auch für die ganze Welt.

Wenn, wie jetzt durch das beschlossene Lieferkettengesetz eine bessere Kontrolle möglich ist. Dass wenn wir Kleidung, Elektrogeräte oder Schmuck kaufen die ganze Produktions- und Wertekette etwas vom Gewinn abbekommt und nicht nur der, der es am Ende verkauft den größten Teil einstreicht und der Rest am Hungertuch nagt.

Wir können in unserem alltäglichen Leben so viel tun. Hier vor Ort, aber auch für die Menschen in der ganzen Welt.

Dass durch uns die Hoffnung, die uns erfüllt, auch für andere zur Hoffnung wird.

Für ein gutes Leben.

Für Gerechtigkeit.

Gegen Ausgrenzung.

Gegen Menschenfeindlichkeit.

„Denn auch Christus ist der Sünden wegen

ein einziges Mal gestorben,

ein Gerechter für Ungerechte,

damit er euch zu Gott hinführe,

nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet,

aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.“

Auch wenn wir selbst zurückstecken müssen.

Verzicht üben, so kann uns unser Handeln doch zum Leben führen.

Mit Christus in unseren Herzen.

Und mit dem Geist, der unser Beistand ist, den Christus uns genau dafür gesendet hat.

Seine Botschaft der Liebe und des Zusammenhalts zu leben und in die ganze Welt hinauszutragen.

Denn er gibt uns im Evangelium mit auf unseren Weg:

„Wer meine Gebote hat und sie hält,

der ist es, der mich liebt;

wer mich aber liebt,

wird von meinem Vater geliebt werden

und auch ich werde ihn lieben

und mich ihm offenbaren.“

Er offenbart sich uns.

In unseren Mitmenschen.

Im gelebten, handelnden Glauben, der über das Wort hinaus geht.

Das Gebet ist die Grundlage, aber es muss auch durch die Handlungen und das Leben gedeckt sein.

Lassen wir uns von der Liebe Christi anstecken und sie weitergeben.

Lukas Greubel, Pastoralassistent

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