Für alle, die es sich zum 1. Advent mit einem heißen Tee, hübschen Kissen bei Kerzenschein auf dem Sofa gemütlich machen möchten, das Evangelium des heutigen Sonntags:
Jesus sagte zu ihnen: „Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“
Na toll, Spaßverderber! Kuschelstimmung ade!
Nun vielleicht aber auch nicht. Diese Passage steht am Ende der Endzeitrede, Jesu letzter Rede im Markusevangelium. Er sagt darin Zerstörung in schrecklichen Bildern voraus. Aber dann die Hoffnung: Der Menschensohn wird kommen mit großer Kraft und Herrlichkeit und alle, die zu ihm gehören, zusammenführen. Und ganz zum Schluss eben diese Aufforderung zur Wachsamkeit.
Für mich bedeutet die Aufforderung zur Wachsamkeit, in der Hoffnung zu bleiben. Mutig an der Menschwerdung festzuhalten.
Allerorten begegnet uns ein extrem reduziertes Menschenbild: Der Mensch als Konsument. Ökonomie ist wichtig, keine Frage. Wenn die Sicht auf die Wirklichkeit aber durch kurzfristig gedachtes wirtschaftliches Denken vernebelt wird, gerät nicht nur die Ökologie ins Hintertreffen, sondern auch der Mensch. Er ist mehr als sein Kaufverhalten am neuerdings herumposaunten „black friday“.
„Seid wachsam!“ Welchen Entwicklungen und Mächten man jeweils gegenüber wachsam sein muss, das war und ist im Laufe der Zeiten und in unterschiedlichen Gesellschaften jeweils verschieden. Und welcher Versuchung man selbst trotzen muss, hängt von der jeweiligen Persönlichkeit ab.
Immer aber geht es um Mut gegen die Mutlosigkeit und um Hoffnung gegen Hoffnungslosigkeit.
Diese speist sich aus einem extrem positiven Menschenbild: Gott wird Mensch. Die Verknüpfung des Ewigen mit unserer Vergänglichkeit feiern wir an Weihnachten. Wir sind geborene zum Leben auf der Erde und im Himmel. Daher können wir aus der Hoffnung auf das Ewige mit Hoffnung für das Irdische leben - und handeln.
Advent ist keine alljährlich aufgeschäumte sentimentale Soße, sondern die Aufforderung zu fragen, worauf wir unsere Hoffnung setzen und wozu sie uns befähigt.
Darüber werde ich dann am Sonntagnachmittag mit einem Tee auf dem Sofa mal nachdenken.
Stefanie Krömker, Pastoralreferentin
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