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SCHRIFTWORT AUS DER OFFENBARUNG DES JOHANNES (OFFB 21)

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.

Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.

Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.

Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. 

ANSPRACHE DER JAHRESSCHLUSSANDACHT

In vielen Jahresrückblicken für 2020 heißt es: Das ist ein Jahr zum vergessen. Ein Jahr für den Müllhaufen. Gott sei Dank ist es vorbei. Wer etwas länger als 5 Sekunden auf dieses Jahr zurückblickt und anschließend sein Urteil fällt, der kommt vielleicht auf andere Gedanken. Ich jedenfalls, möchte dieses Jahr nicht missen. Ich möchte es auch nicht aus meiner Erinnerung streichen.

Ja, es war schwer und manchmal hart. Doch ich denke: für mich werden die Erfahrungen dieses Jahres zu den wichtigsten und prägendsten meines Lebens gehören. Ich glaube, einige Menschen haben dieses Jahr die beste Version von sich selbst entdeckt. Vielleicht ging es auch Ihnen so:

Hätten Sie gedacht, dass Sie das alles leisten können? Was Sie alles aushalten und verkraften können? Welche Entscheidungen Sie auf einmal treffen müssen und die Konsequenzen dafür tragen. Welche Menschen auf einmal Ihre Hilfe brauchen - und Sie es geschafft haben ihnen Hilfe zu geben. Ich staune. Da sind Menschen über sich selbst hinaus gewachsen.

Wir haben gerade einen Bibeltext aus der Offenbarung gehört. Dieses Jahr ist viel offenbar geworden: Es wurde deutlicher sichtbar als sonst, wer sich wirklich für seine Mitmenschen ins Zeug legt – und wem das egal ist. Es wurde offenbar, wo Strickfehler im System sind, wo etwas unter der Oberfläche schon lange kaputt war. Aber auch: wo es auf einmal wie geölt funktioniert und alle zusammenhalten, großartige Ideen entwickeln, weil sie plötzlich ahnen, worum es eigentlich geht.

Die Offenbarung des Johannes wurde in einer Zeit geschrieben, als die Christen im Römischen Reich bedrängt und verfolgt wurden. Sie erlebten Verunsicherung, Angst und Tod. Die Offenbarung will sie trösten und Hoffnung geben: Gott wird in ihrer Mitte wohnen, er wird bei ihnen sein. Seht, ich mache alles neu!

„Seht, ich mache alles neu.“ Das hätte ziemlich gut das Motto für dieses Jahr sein können. Andauernd wurde etwas über den Haufen geworfen. Was gestern noch galt, gilt heute nicht mehr. Im besten Fall hat uns das flexibler gemacht. Wir haben Gewohnheiten hinterfragt, Ideen entwickelt, wie es anders gehen könnte.
Und ich glaube, als Menschen und als Christen, sind wir ein ganzes Stück reifer geworden, wir haben ganz oft eigenverantwortlich gehandelt.

Seht, ich mache alles neu. Dieses Hoffnungswort steht auch über dem anbrechenden Jahr 2021, von dem wirklich niemand sagen kann, was kommt. Mit der Offenbarung in den Ohren können wir aber sagen, wie es kommt: Gott wird in ihrer Mitte wohnen; er wird bei ihnen sein. Das gilt für nächstes Jahr, es war auch dieses Jahr so.

An Ostern fanden z.B. keine öffentlichen Gottesdienste statt. Doch in unseren Gärten haben unzählige Osterfeuer gebrannt, es wurden viele Gottesdienste gefeiert. Gott hat mitten unter uns gewohnt. Ich habe auch den Eindruck, dass Viele dieses Jahr sehr innig gebetet haben und ihren Glauben intensiv gelebt haben.

Nie zuvor, habe ich so viele Seelsorgegespräche geführt, wie dieses Jahr. Vielleicht haben Sie das auch so erlebt: Wir waren ganz nah dran, die Botschaft Jesu wirklich zu leben – und es gab einen ganz, ganz großen Bedarf dafür. Viele von Ihnen waren als Seelsorgerinnen und Seelsorger unterwegs. Sie haben sich um Kranke, Alleinstehende, Trauernde gekümmert und sie regelmäßig besucht oder angerufen.

Zahllose kleine Aufmerksamkeiten sind vor unseren Haustüren abgestellt und aufgefunden worden – sie haben so viel Hoffnung und Mut gemacht.
In manchen Familien ging es zu, wie in einem Dampfkessel – Respekt vor allen Eltern und Kindern, Pflegebedürftigen und Pflegenden wie ihr das zusammen bewältigt habt. Und so viele Geschäftsleute und Arbeitnehmer haben sich nach Kräften eingesetzt, dass Existenznot und Kündigung möglichst verhindert wird. Viele schlaflose Nächte erzählen davon.

Zuletzt möchte ich auch von denen erzählen, von denen man oft glaubt, sie könnten nichts mehr für andere tun: Menschen, die nicht mehr aus dem Bett aufstehen können, tagelang allein daheim sitzen oder im Sterben liegen. Allein aus den letzten Wochen habe ich da etliche Begegnungen vor Augen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft mir die Gespräche mit diesen Menschen gut getan haben, wie viel Kraft sie mir gegeben haben – umgekehrt hoffentlich auch.

„Seht, ich mache alles neu!“ – diese Verheißung Gottes gilt auch für das Jahr 2021. Und sie klingt hoffnungsvoll, verheißungsvoll.
Wir werden merken: Gott wohnt in unserer Mitte. Er ist bei uns. Egal, was kommt. Der neue Himmel und die neue Erde sind schon in Arbeit.

Ein gesegnetes, neues Jahr wünscht Ihnen

Katja Roth, Pastoralreferentin

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