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In eigener Sache – Buße, Beichte, Bußgottesdienst, allgemeines und individuelles Sündenbekenntnis, Sakrament der Versöhnung – rund um das Thema Sündenvergebung herrscht die gleiche Begriffsvielfalt wie es Formen und Praktiken im Umgang mit Schuld gibt.

Erinnert sei gleich zu Beginn an den fast vergessenen „Klassiker", die Beichte. Im eigentlichen Wortsinn meint "Beichte" das Bekenntnis der Sünden. Von "Buße" ist die Rede, wenn es um das Thema der Wiedergutmachung und der Übernahme der Verantwortung geht. "Versöhnung" schließlich betont die Überzeugung, dass Gott unsere Sünden in Ordnung bringt und vergibt. Beichte und Buße klingen zunächst unangenehm, muss ich mich doch meinem eigenen Versagen stellen und für meine Schuld Verantwortung übernehmen. Das Bußsakrament ist das besondere Zeichen dafür, dass Gott sich auch dem schuldig gewordenen Menschen nicht entzieht, sondern seine Vergebung anbietet.

Die Verpflichtung zur persönlichen Beichte besteht „nur" im Fall von schweren Sünden. Klassisch waren immer die drei Fälle, die ohne persönliche Beichte nicht vergeben werden konnten: Glaubensabfall, Mord und Ehebruch. Heute würde weiter unter schwere Sünde alles fallen, was gegen Gerechtigkeit und Menschenwürde verstößt: vorenthaltener Lohn, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, alles, wo sich der Mensch als Herr über Leben und Tod aufspielt. Des Weiteren Menschenhandel, Drogenhandel, Völkermord, religiös motivierter Hass, um nur einige Beispiele zu nennen. Die entscheidende Voraussetzung, dass Gottes Vergebung bei den Menschen ankommt, ist aber nicht, dass ein Priester diese Lossprechung spricht, sondern die Reue. Diese Reue aus Liebe zu Gott hat sündenvergebende Kraft. Unabdingbar ist damit das menschenmögliche Bemühen um Wiedergutmachung verbunden. Es kann sinnvoll sein, gerade hierüber mit einem erfahrenen und als guten Seelsorger bekannten Priester (im Rahmen eines Beichtgesprächs) zu reden.

Die Sündenvergebung ist jedoch nie nur auf die Beichte eingegrenzt worden. Das Bekenntnis der Sünden ist schon immer Bestandteil der gemeinsamen Bußpraxis der Kirche gewesen. Der besondere Akzent der Bußandacht (auch Bußgottesdienst) liegt auf der gemeinschaftlichen Dimension der Sünde: Jede noch so geheime Sünde hat Auswirkung auf das Ganze – und sie bringt deren Aufarbeitung in Bekehrung und Buße in der Gemeinschaft der Kirche deutlicher zum Ausdruck und feiert sie in der Gemeinschaft als Gottes Geschenk.

Auch der so genannte Bußakt zu Beginn der Eucharistiefeier hat sündentilgende Kraft. Immer wieder bittet die Gottesdienstgemeinde um die Vergebung persönlicher und kollektiver Schuld und bringt dies auch zum Ausdruck: „Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund". Selbstverständlich kommt den entsprechenden Abschnitten in der Wortgottesfeier die gleiche Bedeutung zu.

Nicht zu vergessen! Ebenso haben das persönliche Gebet um die Vergebung der Sünden, das Lesen der Heiligen Schrift, gute Werke der Nächstenliebe Geduld mit sich selbst und unangenehmen Zeitgenossen sündenvergebende Kraft. Zu ergänzen: wenn wir anderen deren Sünden gegen uns verzeihen, wie wir es im Vaterunser beten. Sowohl Bußandacht als auch Beichte wollen deutlich machen, dass es nicht zuerst um die Frage geht, wie ich möglichst bequem meine Verfehlungen loswerde, sondern, dass ich bereit sein muss mich ihnen entschlossen zu stellen.

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