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Die gute Nachricht – 24 Erwachsene aus dem Bistum Würzburg wollen sich in der Osterzeit taufen lassen – Mario Bellmann: „Gott durch die Taufe etwas zurückgeben“ – Asylbewerberin Johanna: „Genau die Art von Kirche, von der ich Teil sein will“

Würzburg/Mömbris (POW) 16 Frauen und acht Männer aus dem Bistum Würzburg haben von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in diesem Jahr die Zulassung zu Taufe, Firmung und Eucharistie erhalten. Nach mindestens einem Jahr Vorbereitungszeit werden sie am Osterfest oder in der Osterzeit in ihren Heimatgemeinden in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Wie unterschiedlich die Wege sein können, die zum katholischen Glauben führen, zeigen die Beispiele von Mario Bellmann aus Mömbris und von Johanna (Name geändert), die aus dem Nahen Osten stammt.

In Mario Bellmanns Leben spielte der Glaube keine Rolle. Aufgewachsen ist er in Sachsen. „Ich hatte keine Konfession“, erzählt der 29-Jährige. In der Schule habe er den Ethik-Unterricht besucht. Auch in seinem Freundeskreis habe niemand einer Konfession angehört. Das änderte sich, als er 2008 nach Mömbris zog. Seine damalige Freundin sei gläubig aufgewachsen: „Die Familie ging regelmäßig in die Kirche und hat vor dem Essen gebetet. Sie haben generell viel über Gott gesprochen.“ Für ihn sei das alles eine fremde Welt gewesen: die Gottesdienste, die Prozessionen, die kirchlichen Feste. „Den Menschen, die hier wohnen, geht das ja in Fleisch und Blut über. Aber für mich war alles fremd. Ich brauchte Zeit, um mich damit zu befassen und das an mich heranzulassen.“

Seine persönliche „Wende“ sei zwischen 2010 und 2012 gekommen. „Nach außen hin habe ich erst einmal nichts gesagt, aber innerlich habe ich mich dazu entschlossen.“ In einer schwierigen Phase seines Lebens habe er die Kraft und Zuversicht erfahren, die der Glaube schenken kann. „Der Glaube kann mehr bewegen als der eigene Wille“, beschreibt er seine Erfahrung. „Gerade in schwierigen Zeiten hat man innerlich jemanden an der Seite, der einen unterstützt und motiviert, einen steinigen Weg nicht zu verlassen. Sondern ihn weiterzugehen, bis man das Ziel erreicht hat.“ Danach sei in ihm der Wunsch gewachsen, Gott etwas wiederzugeben. „Leben bedeutet nicht nur nehmen, sondern auch geben“, sagt Bellmann. „Ich will Gott durch meine Taufe etwas zurückgeben.“

Die Vorbereitung auf die Taufe mit Gemeindereferent Michael Siegfried empfand er als zusätzliches Geschenk. „Das, was ich mit der Vorbereitungszeit erfahren habe, haben viele Menschen eigentlich nicht“, sagt er. „Es ist wie ein erweiterter Religionsunterricht. Man lernt nicht nur, wie man sich in der Kirche verhält, sondern zum Beispiel auch die Geschichte, die dahinter steht.“ Zudem habe der Gemeindereferent darauf geachtet, möglichst viele der Inhalte auf die heutige Zeit zu übertragen – was bei einem Erwachsenen natürlich in anderer Form möglich ist als bei Kindern. „Er hat mir auch gezeigt, wie man den Glauben in den Alltag integrieren und Gott durch die ganze Woche mitnehmen kann.“ Der Sonntagsgottesdienst ist nun fester Bestandteil seines Lebens. „Am Sonntag tauche ich für eine Stunde in diese Welt ein und lasse alles hinter mir.“ Das ist auch einer der wenigen Augenblicke, in denen das Handy aus bleibt – sonst muss Bellmann als IT-Elektroniker stets erreichbar sein, um bei technischen Problemen helfen zu können. „Der Gottesdienst ist für mich eine Möglichkeit, aus dieser schnellen, hektischen Welt abzutauchen.“

Dagegen wurden Johanna (20) und ihre Mutter aufgrund des Glaubens aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Ursprünglich stammt Johanna aus einem Staat des Nahen Ostens. „Jeder, der in einem islamischen Land geboren wird, ist automatisch ein Moslem“, erklärt sie. Doch weder sie noch ihre Mutter hätten sich im Islam wirklich zu Hause gefühlt. Auch nicht mit der Situation der Frauen, die in muslimisch geprägten Ländern in der Regel nicht die gleichen Rechte haben wie Männer. „Das war nicht ich oder das, was ich sein will“, sagt Johannas Mutter, in ihrem früheren Leben eine erfolgreiche Frau mit Universitätsabschluss.

Auf der Suche nach einer anderen Lebensweise knüpften beide Frauen zunächst Kontakte zu einer protestantischen Gruppe. „Wir gingen regelmäßig in die Kirche, nahmen am Bibelunterricht teil und an kirchlichen Treffen“, erzählt Johanna – alles im Verborgenen. Dann lernte Johannas Mutter durch Zufall einen katholischen Missionar aus Afrika kennen. Er lud sie ein, seine Mission zu besuchen. „Es war genau die Art von Kirche, von der wir ein Teil sein wollten“, beschreibt Johanna ihren Eindruck von den Missionaren und ihrer Arbeit. „Diese Menschen tun Gutes, ohne auf die Religion zu schauen“, ergänzt ihre Mutter. Sie ließ sich vor zwei Jahren taufen.

In ihrem Umfeld sprach sich diese Entscheidung schnell herum. Während einer Urlaubsreise, bei der Johanna und ihre Mutter Deutschland erkunden wollten, bekamen sie Nachricht, dass es gefährlich sei, in ihre Heimat zurückzukehren. So beschlossen sie, Asyl zu beantragen. „Wir hatten nichts dabei außer unseren Koffern“, erinnert sich Johannas Mutter. In ihrer neuen Heimat fanden sie Anschluss an die Kirchengemeinde. „Wir singen im Kirchenchor und kennen mittlerweile einige Leute“, sagt Johanna. Hier hat sie auch ihre Vorbereitungen auf die Taufe abgeschlossen. „Menschen, die sich als Erwachsene taufen lassen, haben andere Erfahrungen als Kinder“, sagt Johanna. „Wenn man etwas so lange tun wollte, aber nicht konnte, und nun kann man es endlich tun, das ist alles sehr aufregend.“ Sie und ihre Mutter haben nach den gemeinsamen Erfahrungen einen Wunsch. „Alle Menschen sollten in Frieden und Freiheit leben.“

Aktuelles Lexikon: Katechumenat

Der Glaubensunterricht, das Katechumenat („katechein“ ist das griechische Wort für entgegentönen, unterrichten), bereitet Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene auf die Aufnahme in die christliche Gemeinschaft vor. Zunächst stellen Bürgen der Gemeinde die erwachsenen Taufbewerber vor. Diese werden in einer ersten Feier in den Katechumenat aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt dauert es normalerweise ein Jahr, bis – meist in der Feier der Osternacht – die Katechumenen die Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie empfangen und offiziell als Christen in die Kirche aufgenommen werden. Katecheten tragen Verantwortung für den Glaubensunterricht, der eng an die Feier des Kirchenjahres angelegt ist. Haben sich die Bewerber für die Taufe entschieden, werden sie am Beginn der Österlichen Bußzeit feierlich vom Bischof oder seinem Vertreter zugelassen. Mit diesem Ritus beginnt die letzte, besonders intensive Zeit der Vorbereitung. In ihr können die feierliche Übergabe des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers stattfinden. Lebenserfahrungen werden im Gespräch mit dem Glauben in Verbindung gebracht. So soll der Glauben mit allen Sinnen erlernt und erfahren werden – ausgerichtet an der Liturgie und am Leben. Die Feier des Christwerdens in der Osternacht, also die Feier von Taufe, Firmung und Eucharistie, bildet den Höhepunkt und Abschluss des Katechumenats. Sie leitet gleichzeitig zur Phase der Vertiefung über, die für den gläubigen Christen ein Leben lang dauert.

sti (POW)

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